Produktinformationen "637. Baugespräch - Bauen im Umland"
Wir können nicht alle in den Städten leben. Die zentralen Orte in Schleswig-Holstein und ihre Einzugsbereiche sind zunehmend von Einwohnerzuwachs betroffen, während das Umland (noch) Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen hat. Abwanderungsbewegungen aus den ländlichen Räumen haben bereits heute teilweise dramatische Folgen, die sich in Leerständen oder einem Mangel an infrastruktureller Versorgung zeigen. Es gilt, diesen Tendenzen, auch durch bauliche Aktivitäten ausgleichend zu begegnen, um die vorhandenen Qualitäten hervorzuheben und zu stärken. Die Wachstumsmöglichkeit der Städte – auch wenn es sich um die „hippen“ Schwarmstädte handelt – sind begrenzt. Nachverdichtung, Zubau und städtebauliche Erweiterungen sind möglich, aber perspektivisch auch endlich. Es scheint einen wahrnehmbaren Gegensatz zwischen einem Leben in der Stadt – „urbaner Lebensstil“ – und dem „idyllischen“ Leben auf dem Lande zu geben, als wären mit diesen beiden Gegensätzen die Möglichkeiten des Lebens und Wohnens in Deutschland schon endgültig beschrieben. Tatsächlich stellt sich die Siedlungsentwicklung in Deutschland sehr viel differenzierter dar. Unser Land ist nicht nur von Städten und ländlichem Raum geprägt, sondern vielmehr von Übergangsräumen mit ganz starken Verflechtungen und Verknüpfungen zwischen ländlichen Räumen, kleineren Gemeinden, Klein- und Mittelstädten sowie Umland und großen Städten. Diese Verknüpfungen und Verflechtungen gilt es auszubauen, die Potenziale der unterschiedlichen Räume hervorzuheben und zu gegenseitigem Nutzen zu optimieren. Wohnen, Leben und Arbeiten muss in allen Regionen langfristig möglich sein – große und kleine Städte, Land und Umland müssen sich mit ihren Potenzialen ergänzen und gegenseitig stärken. Das 673. Schleswig-Holsteinische Baugespräch „Bauen im Umland“ hat sich dem Blick auf die bauliche Entwicklung außerhalb der größeren Städte gewidmet. Gute Beispiele für das Ansteuern gegen Problem-Entwicklungen. Der „Donut-Effekt“, bei dem wachsende Einfamilienhausgebiete und Handelsstandorte an Ortsrändern in krassem Gegensatz zum Leerstand im eigentlichen Ortskern stehen, wurde aufgezeigt und soll in dieser Publikation beispielhaft dokumentiert werden. Dieser „Donut-Effekt“ gefährdet die Funktionsfähigkeit der kleineren Städte und Gemeinden, aber: Es gibt überzeugende Maßnahmen dagegen! Energiewende, demografischer Wandel, bezahlbarer Wohnraum. Herausforderungen - aber auch Chancen - für alle Regionen und alle größeren und kleineren Kommunen. Um die Wohn- und Lebensqualität für Menschen jeden Alters zu sichern, Wohnen und Arbeiten sinnvoll zu vernetzen und die Energieversorgung langfristig zu sichern, lassen sich teils noch junge technische, logistische und bauliche Möglichkeiten nutzen. Die von der Landesregierung beauftragte Wohnungsmarktprognose bis 2030 zeigt die Notwendigkeit für die Erarbeitung von Wohnungsmarktkonzepten, die speziell im ländlichen Raum funktionieren. Wie können technische Neuentwicklungen eingesetzt werden, welche Wohnformen und Projekte vernetzen die Bewohner in derartiger Weise, dass auch in Zukunft von klein auf bis ins hohe Alter das Leben im ganzen Land und allen Siedlungsräumen von hoher Lebensqualität gekennzeichnet ist und die Versorgung bedarfsgerecht umgesetzt wird? Neben verschiedenen Initiativen und Konzepten im ländlichen Raum stellen wir Stadt- und Ortsentwicklungsprojekte vor, die modellhaft und zukunftsweisend Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Vernetzung aufzeigen. Dazu gehören auch Modellvorhaben der Energieversorgung und -speicherung, die bereits jetzt nachhaltige und funktionsfähige Lösungen für eine wirkliche Wärmewende mit der erwünschten Sektorenkopplung aufzeigen.