Produktinformationen "ICHT"
Das Resultat einer Selbstbeobachtung der besonderen Art: Der von Christian Loidl, einem der bedeutendsten österreichischen Lyriker und Performancekünstler des ausgehenden 20. Jhdts., über längere Zeit aufgezeichnete Mindflow aus dem Halbschlafzustand. 70 Seiten interpunktionslose Gedankenfolgen, -kaskaden und -verzweigungen, wechselnd zwischen Deutsch, Englisch, Französisch und Wienerisch. Ein faszinierendes Experiment zwischen Dichtung und Bewusstseinsforschung. Wie entsteht das Ich? Was an ihm ist konstant? Wie oder was denkt "es", wenn das Ich seine Rüstung, die gewohnte Gestalt, noch nicht angenommen hat? Ein Bett, eine improvisierte Konsole und ein Tonbandgerät, das automatisch aufnahm, sobald er sprach, waren Christian Loidls Versuchsanordnung. Geübt in luzidem Träumen, dem Zustand, in dem man weiß, dass man träumt und dennoch nicht aufwacht, sprach er jedesmal, wenn er bemerkte, dass er im Einschlafen oder Aufwachen begriffen war, alles Gedachte aus, lies seinem Mind freien Lauf, wohin auch immer dessen Wendungen ihn führen mochten und zog sich auf den stillen Standpunkt dahinter, den interessierten, aber nicht eingreifenden Beobachter zurück. Das transkribierte Ergebnis ist dieses Buch. Ein schier endloser Gedankenfluss, dessen Inkohärenz uns etwas über unser Denken, über das Verhältnis zwischen Ich und Denken, sowie zwischen Ich und Wirklichkeit zeigt. "Der Titel ICHT bezieht sich einerseits auf das mittelhochdeutsche Wörtchen "iht", also ein Etwas, irgendein Ding. Auf das Stück übertragen bedeutet es das Fehlen einer bestimmten Differenz, einer bedeutenden Form, einer inhaltlichen Repräsentation. Andererseits verstand ich den Namen ICHT als Kontraktion von ICH-NICHT oder nICHT; das Ich ... in seinem Verschwinden, in seiner Entmächtigung." (Bernhard Lang) Ein in jedem Wortsinn einzigartiges Buch, das man nicht "lesen" kann, sondern in dessen Strom man sich ziehen lassen muss, um, verwirrenden Wendungen und Windungen weiter und weiter folgend, an einem unvorhersehbaren Punkt auch selber in dem wachen, leeren Raum jenseits des Denkens anzukommen.