Schach-Kalender 2005

Auch im 22. Jahr seines Bestehens folgt der Schach-Kalender dem bewährtem Muster der Vorjahre: rund 190 Seiten Kalendarium mit allerlei Wissenswertem und Unterhaltsamen, darunter volle 80 Seiten mit Lesebeiträgen sowie viele kleine Portraits, Geschichtchen, Aufgaben, Fotos, Zeichnungen und dergleichen; sowie einem 130seitigen Anhang mit Ranglisten, Bundesligainfos und zeitlos Nützlichem wie Paarungstabellen. Bei den ausführlichen Beiträgen sticht IM Jacob Aagards Hommage an Bent Larsen, der 2005 siebzig Jahre alt wird, hervor - eine interessante dänische Insiderbetrachtung. Gleich zu Anfang schlägt der bekannte Schachjournalist und IM Dirk Poldauf nachdenklich-kritische Töne bei seinem Rückblick auf die großen Turniere des Jahres 2004 an, wobei er manches pikante Detail hinter den Kulissen zu berichten weiß. Es folgen Bobby Fischer und Rustam Kasimdschanow (Kasim der Große), klar - beide haben 2004 spektakulär Schachgeschichte geschrieben, der eine in einer japanischen Gefängniszelle, der andere bei der K.o.-WM in Tripolis. Auch hier werden dem Leser manche neuen Einblicke geboten. Bei den historischen Beiträgen stellt der Marburger Historiker (und Lübecker FIDE-Meister) Ulrich Sieg neue Quellen zu Emanuel Laskers Emigrationsjahren nach 1933 vor, u.a. einen privaten Brief Laskers von 1938. Eine Beigabe sind eine bislang unbekannte Lasker-Zeichnung des französischen Portraitisten Wladimir Sagal von 1937 sowie ein seltenes Lasker-Foto (mit Euwe) vom Turnier in Zürich 1937. Was erzählte Geschichte lebendig werden lassen kann, vermittelt Jürgen Nickel anhand des Schicksals von Alex Wolff, einem jüdischen Schachspieler im Flensburger Schachklub. Der Leser sitzt mit am Tisch, an dem Wolff seine letzte Partie spielt, bevor er und seine gesamte Familie Opfer der Reichsprogromnacht von 1938 werden (die im Nazi-Jargon bekanntlich als "Reichskristallnacht" auf höhnische Weise verniedlicht wurde).